Adam Elsheimer

Wolfgang Sofsky

Adam Elsheimer

Neben Caravaggio, Annibale Carracci und P.P.Rubens gilt Adam Elsheimer als Gründervater der Barockmalerei. Alle vier kamen zwischen 1600 und 1610 nach Rom und erschufen neuartige Bildnisse. Elsheimer, der eng mit Rubens befreundet war, hinterließ nur ein schmales Werk von rund 40 Gemälden und 30 Zeichungen und Gouachen. Rubens, der ihn bewunderte, bezichtigte ihn der Accidia, der Trägheit. Doch Elsheimer, der 1610 im Alter von 32 Jahren in Rom starb und zeitlebens in bitterer Armut verbracht hatte, war unter seinen Malerkollegen hochangesehen. Für den Umfang seines Werks dürfte weniger die Faulheit maßgeblich gewesen sein als die Melancholie seines Gemüts und die Akribie der Miniaturmalerei, die ohne den vitalen Schwung eines Rubens auskam. Sein Einfluß reichte späterhin bis zu Rembrandt, Claude Lorrain, C.D.Friedrich.

Ohne ein Bildnis von Caravaggio gesehen zu haben, dramatisierte Elsheimer das Bildlicht in ungeahnter Weise. Die Lichtquellen sind meist kenntlich, doch in den Nacht- und Mondbildern versinken große Teile des Bildes in tiefem Schatten, ja in Finsternis. Häufig sind es zwei Lichter, welche die Szenerie erhellen, der Mond, eine Feuerstelle oder eine Fackel. Das Licht war kein Dekor, sondern diente der Komposition und der Modellierung einer Figur. Was von dem Licht erfaßt wird, scheint auf einmal selbst zu leuchten, als wäre es selbst eine Lichtquelle.

Elsheimer malte häufig auf kleinen Kupferplatten und benutzte haarfeine Pinsel und Lupe, um präzise die Gesichter und Gesten der winzigen Figuren darzustellen, die dennoch jeweils eine individuelle Charakteristik aufweisen. Hochexpressive Mimik war Elsheimer jedoch fremd. Er zeigte das Wesentliche der Handlung, weniger die Leidenschaften, geschweige denn seine eigene Gemütslage. Elsheimer malte ohne Sentimentalität, Theatralität oder gar Pomp. Für sich selbst interessierte er sich offenbar wenig, ein einziges Selbstbildnis ist überliefert.

Die Landschaften waren niemals Selbstzweck. Carracci bevölkerte seine Landschaften oft mit Staffage-Figuren, Elsheimer ging es um die Wechselwirkung von Natur und Personen in einer Szenerie. Seine Landschaften wirken oft weit, die Vegetation ist jedoch wild, ja urwäldlich. Sie sind keine Kulissen, sondern umgeben die Figuren und betonen die Stimmung eines Ereignisses. Sie umreißen den Handlungsraum der Figuren und beschreiben eines Atmosphäre. Auf kleinstem Raum konzentrierte Elsheimer eine Begebenheit, sei sie religiöser oder mythologischer Natur. Seine präzise Sachlichkeit vermeidet die plane Ästhetik der unmittelbaren Überwältigung, wie es die katholische Bildtheologie seiner Zeit forderte. Seine Bilder wirken allein durch die Kunst selbst.